Vom Staff Kapitän zum ersten Mann an Bord: Wir sind auf der Brücke der Mein Schiff 4 und treffen auf unseren neuen Kapitän Hilko Tjard Mahler. Wie das Herz des Seemanns schlägt und wofür Ingwerbonbons an Bord gut sein können, verrät er im Interview.
Warum haben Sie sich für die Seefahrt entschieden?
Ich bin ein echtes Nordlicht – 1977 geboren und aufgewachsen dort, wo die Elbe und Weser in die Nordsee münden. Schon in meiner Kindheit gab es viele Seeleute um mich herum. Auch das Stadtbild in Bremerhaven und im Elbe-Weser Dreieck war geprägt von Seefahrern und Matrosen. Viel mehr noch habe ich bei vielen dieser Menschen Erfüllung in ihrem Beruf gesehen – anscheinend war der Weg so vorgezeichnet. Seit knapp 20 Jahren fahre ich inzwischen zur See. Meine Reise in die Kreuzfahrtwelt begann erstmalig in 2011.
Endlich Kapitän, was ist der Reiz dieses Berufes auf einem Kreuzfahrtschiff?
Der Beruf des Kapitäns ist sehr facettenreich und es gibt eine ganze Reihe von Rollen zu erfüllen: Vom Bürgermeister, Gastgeber, Standesbeamter, der letzten Instanz in nicht nur nautischen Fragen bis eben manchmal auch zum Beichtvater.
Welchen Tipp würden Sie Gästen mit auf den Weg geben?
Nehmen Sie sich die Zeit und genießen Sie frühmorgens die wundervolle Szenerie des Sonnenaufgangs. Es ist der beste Moment zum Innehalten und um die Magie des Meeres spüren. Und besorgten Passagieren, die sich gegebenenfalls bei Schwankungen auf dem Meer nicht besonders wohlfühlen, empfehle ich immer wieder gerne Ingwerbonbons.
Ein bisschen Seemanns-Romantik – Ihre schönste Geschichte an Bord der Mein Schiff Flotte?
Vielleicht nicht die schönste Geschichte, aber eine sehr prägende Erfahrung der letzten Jahre: Die pandemiebedingte Pause der Mein Schiff 1 mit nur 110 Besatzungsmitgliedern an Bord. Wir haben die Stellung gehalten und auf eine schnelle Rückkehr gehofft. Der besondere Zusammenhalt, der dort entstanden ist, wirkt immer noch nach. Ein Schiff ist dafür gemacht, mit Leben gefüllt zu werden, und das können wir nun wieder richtig gut.
Welches ist Ihr Lieblingsreiseziel und weshalb?
Das ist ganz einfach zu beantworten: Je weiter nördlich, desto besser! Für mich persönlich gibt es kein schöneres Ziel als den hohen Norden mit seiner rauen Landschaft.
Hat der Kapitän – neben der Brücke natürlich – auch einen Lieblingsplatz auf der Mein Schiff 4?
Den hat er! Die neugestaltete Café Lounge achtern auf Deck 4. Hier ist mein Lieblingsplatz zum Frühstücken mit Blick auf die Heckwelle und für Gespräche aller Art.
Zum Abschluss: Mal abschalten vom Kapitänsdasein – wie oder wo geht das?
An Bord schalte ich höchstens kurz ab, wenn ich mit meiner Familie telefoniere und mich mit ganz alltäglichen Dingen zuhause befasse. Und an Land genieße ich meinen Garten in einem winzigen Dorf mit 40 Einwohnern an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern. Ruhe pur – und für meine drei Kinder bietet der Ort viel Platz zum Austoben. Meine Energie hingegen stecke ich ins Kochen und in die Werkstatt – das handwerkliche Geschick habe ich nicht zuletzt meiner soliden Seemannsausbildung zu verdanken.